Im Jahr 1935 erschienen, war Nikolaus II. Glanz und Untergang des letzten Zaren das letzte Buch, das Essad Bey unter seinem Namen in Deutschland veröffentlichen konnte. Von der Kritik insgesamt positiv aufgenommen, wurde das Buch des jüdisch-muslimischen Autors in viele europäische Sprachen übersetzt. Nach über 75 Jahren wird seine Biografie über den letzten kaiserlichen Herrscher Russlands mit der vorliegenden Neuauflage dem deutschsprachigen Lesepublikum wieder zugänglich
Was dieses Buch im Vergleich zu anderen Biografien über Nikolaus II. so einzigartig und bemerkenswert macht, ist seine Widersprüchlichkeit: Essad Bey ist auf der einen Seite bemüht, das Leben und Handeln des letzten Zaren psychologisch und irrational zu deuten und um Verständnis und Nachsicht für ihn zu werben. Auf der anderen Seite weist er aber auch immer wieder auf die charakterlichen Schwächen und geringen Führungsqualitäten des dreizehnten Romanows hin und macht auf die stetig aufeinanderfolgenden, verheerenden Auswirkungen von Nikolaus’ autokratischer Herrschaft inner- und außerhalb Russlands aufmerksam.
Feuilletonistisch und filmisch geschrieben, ist Nikolaus II. Glanz und Untergang des letzten Zaren eine spannend zu lesende und unterhaltsame historische Biografie, die den Werdegang des russischen Kaisers als „tragisches Schicksal“ und Mythos zugleich auffasst. Das beigefügte Nachwort liefert Hintergrundinformationen zum Zaren-Buch und setzt es in Kontext mit dem Leben und Werk seines Autors.
Presse:
Artikel auf welt.de: „Der letzte Zar war mehr als ein Sklave Rasputins“
Rezension auf literaturkritik.de: „Der Don Quichotte der Selbstherlichkeit“
Rezension aus der Berliner Morgenpost vom 17. Juni 2011, Seite 23:
Kultur
Historisches
Der letzte Zar als tragische Figur der Geschichte
Die Meinungen über den letzten russischen Zaren Nikolaus II. gehen auseinander. Für die einen ist er ein uneinsichtiger, rückwärtsgewandter Autokrat gewesen, hauptverantwortlich für den Niedergang des Russischen Reiches. Für die anderen dagegen ist er eine der tragischsten Figuren der modernen Geschichte. Die vor kurzem in einer revidierten Neuauflage erschienene Biografie des Sachbuchautors Essad Bey (1905-1942) verbindet diese beiden konträren Ansichten. Der monarchistisch eingestellte Verfasser nimmt sich vor, den „Übertreibungen, Verleumdungen und Voreingenommenheiten“ gegen den Zaren entgegenzuwirken, um das „wahre Antlitz eines einsamen Opfers“ zu offenbaren.
Seine psychologisch angelegte „historische Biografie“ erklärt die „inneren Beweggründe der kaiserlichen Taten“ aus der Entwicklung des Menschen Nikolaus heraus. Das hindert Essad Bey jedoch nicht, den ambivalenten Charakter und Lebensweg des Zaren genau nachzuzeichnen. Seine Schüchternheit und sein Misstrauen, sein Zögern und seine vielen, mit krassen Konsequenzen verbundenen Fehlentscheidungen werden eindringlich aufgezeigt. Wie ein roter Faden ziehen sich so die kaiserlichen Missgriffe und Unglücksfälle durch die Biografie, für deren Verfasser das Leben des Zaren im Nachhinein jedoch „nur wie ein Mythos“ erfasst werden kann.
Das Buch ist gut recherchiert und flüssig zu lesen. Ein Verzeichnis der verwendeten Quellen ist angehängt und ein Nachwort versorgt den Leser mit Informationen zur Entstehung des Buches, das mit Sachkenntnis, Anschaulichkeit und auch wenig bekannten Anekdoten punktet. BM
„Nikolaus II – Glanz und Untergang des letzten Zaren“ – Essad Bey